2010_03_00_orgeljubilaeum60 Jahre lang spielte die inzwischen 78-jährige Koletta Rottmann in der Gramschatzer St. Cyriakus Kirche die Orgel. Für ihre langjährige Tätigkeit bedankte sich der Diözesanmusikdirektor Gregor Frede bei ihr mit einem Orgelkonzert. Mit Werken von Bach, Händel, Mozart und Haydn wurde die Organistin offiziell verabschiedet und mit einer Dankesurkunde von Bischof Friedhelm Hofmann geehrt.

 

Mit Tränen in den Augen berichtete sie, dass sie sich acht Wochen von ihrer Orgel verabschiedet hat. „Nun können die anderen darauf spielen, aber wenn Not am Mann ist, wird die Orgel sicher nicht still stehen“, so Koletta Rottmann.

Begonnen hat für sie alles im Alter von zarten 15 Jahren. Damals war sie zu Besuch in der Münnerstadter Kirchenmusikschule. Als sie den Klang der Orgel hörte, war es um sie geschehen. Sie wollte dieses Instrument lernen. Nach Münnerstadt zu kommen war dabei nicht so einfach. Damals gab es in Gramschatz kein einziges Auto. Aber in Arnstein konnte man nach mehrmaligem Umsteigen mit der Bahn nach Münnerstadt gelangen. Unterstützt von ihrer Mutter begann sie kurz nach Ende des Krieges und noch vor der Währungsreform, genau am 1. November 1946, ihre Ausbildung in der Münnerstadter Musikschule.

Sie besuchte zwei Jahre lang das Internat, das damals den Augustinern gehörte. 21 Schüler besuchten den ersten und zweiten Kurs, berichtet die gebürtige Gramschatzerin. „Neben dem Orgelspielen lernten wir die Liturgie, Choral, Chor und Gesang, das alles gehörte zur Ausbildung.“ Diese beendete sie nach der Währungsreform im Juni 1949. Und noch heute treffen sich die ehemaligen Klassenkameraden alle sechs Jahre. Das letzte Treffen fand vor zwei Jahren in Münnerstadt statt.

In Gramschatz angestellt, ist sie eigentlich schon seit Juli 1949, offiziell eingetragen wurde sie aber erst im März 1950, weshalb ihr Jubiläum erst jetzt offiziell gefeiert wurde. In den vergangenen Jahrzehnten leitete sie unter anderem einen kleinen dreistimmigen Mädchenchor und spielte auch zu Feierlichkeiten wie bei Taufen, Kommunionen und Hochzeiten. 60 Jahre lang hat die Gottesdienstordnung ihr Leben und ihren Tagesablauf bestimmt. Mit vier Kindern und der Arbeit in der Landwirtschaft war eine gute Organisation gefragt. Urlaub gab es keinen für sie.

Wenn sie einmal krank war, fieberte sie allerdings schnell wieder dem Orgelspiel entgegen. Am Silvesterabend 2009 gab sie ihr Abschiedsspiel auf der Orgel. Aber ganz kann sie es natürlich nicht lassen, dafür ist die Leidenschaft zu groß. Als Aushilfe steht sie jederzeit zur Verfügung.

 

Foto: Emil Störlein, einer der Nachfolger der Organistin, Albert Wiesner, Diözesanmusikdirektor Gregor Frede, Organistin Koletta Rottmann und Pater Edmund Popp an der Orgel.

 

Text & Foto: Nadja Hoffmann


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