2009_12_22_see01Das Schlittschuhlaufen auf dem Gramschatzer See gehört vorerst der Vergangenheit an. Wie der Anglerverein mitteilt, musste der See um zehn Zentimeter abgesenkt werden, so dass er nun eine durchschnittliche Wassertiefe von nur noch fünfzig Zentimetern aufweist. Zu wenig, um den Tod von Fischen unter einer von Wintersportlern belagerten Eisdecke in Maßen zu halten.

Wie berichtet waren bei den unwetterartigen Regenfällen Anfang Juli dieses Jahres die beiden Seen übergelaufen und die Seestraße sowie Teile der Retzstadter Straße standen unter Wasser. Auch die Keller der Anlieger waren dabei vollgelaufen, die Schäden waren teilweise groß.

 

Deshalb forderten die Anwohner von der Gemeinde ein Maßnahmenpaket, um beim nächsten Unwetter derartige Schäden zu vermeiden oder zumindest so gering wie möglich zu halten.

Die Gemeinde gab daraufhin ein Gutachten in Auftrag. Zusammen mit Vertretern der Gemeinde, den Anliegern und den Anglern wurde nach Lösungen gesucht. Das beauftragte Büro Köhl schlug unter anderem vor, die Zulaufmöglichkeit so zu erweitern, dass das dreifache Wasservolumen durchfließen kann. Dies soll durch neu angebrachte Ablaufgitter rechts und links des bereits bestehenden Gitters geschehen. Zudem sei eine Tieferlegung der Gehwege und des Bordsteins in diesem Bereich nötig, so dass das Wasser aus dem See über die Straße und in den gegenüberliegenden Graben ablaufen kann. Im hinteren Bereich des Sees soll das Hochbord ebenfalls abgesenkt werden, damit das Wasser nicht auf der Seestraße bleibt, sondern in den See fließen kann. Nun sollen die Kosten für die Maßnahme vom beauftragten Büro Köhl ermittelt werden.

Da die Ausführung der Maßnahmen seine Zeit braucht, wurde von den östlichen Seeanliegern als Übergangslösung zur Sicherheit nun ein Absenken des Wasserspiegels gefordert, wie die Verantwortlichen des Anglervereins berichten. Nach vielen Diskussionen habe der Anglerverein schließlich zugestimmt den Gramschatzer See, von den derzeit durchschnittlichen 60 Zentimetern auf eine durchschnittliche Wassertiefe von 50 Zentimetern abzusenken. Gerade genug, um den Fischen ein Überleben zu sichern, so der Anglerverein.

Deshalb müssen diese Wintersaison beide Seen für den Wintersport gesperrt werden. Den auch bei Auswärtigen für das Schlittschuhlaufen beliebten See zu sperren ist nötig, um einem Fischsterben durch Sauerstoffmangel unter Eis entgegenzuwirken, da sonst enorme Schäden von einigen tausend Euro für den Anglerverein zu erwarten sind. Das Sperren des vom Anglerverein Gramschatz gepachteten Sees liegt auch im Ermessen des Vereins, wie im Pachtvertrag geschrieben stehe.

Der Anglerverein bittet auch im Namen der Anlieger um Verständnis für diese Maßnahme zum Schutz der Fische. Tiefe und große Seen sind in der Regel weniger problematisch, da dort das große Wasservolumen genügend Sauerstoff bereitstellt, um die biologischen Abbauprozesse und die Atemtätigkeit der Fische und Kleinlebewesen zu sichern. Flache Seen haben ein geringes Wasservolumen und damit auch weniger Sauerstoffvorräte. Ist der Winter lang, kalt und das Wasser des Teiches gefroren, wird der Sauerstoff knapp. Kohlendioxid und andere schädliche Gase können nicht entweichen, so dass die Fische an Sauerstoffmangel leiden und schädliche Gase zu Vergiftungserscheinungen führen.

Die von den Schlittschuhläufern verursachten lauten Geräusche schrecken die Fische aus ihrer Winterruhe, kurbeln ihren Stoffwechsel an und intensivieren ihre Atmung. Das Ergebnis sind ein höherer Energie- und Sauerstoffverbrauch, der den Fischen fehlt und deshalb viele sterben. Heute weiß man, dass solche Ereignisse den Energiehaushalt der Fische enorm belasten und im folgenden Frühjahr gehen sie dann oft ohne erkennbaren Grund ein, wenn ihnen die Energie fehlt, die sie zur Kompensation der mit schnell steigenden Temperaturen verbundenen Stresssituationen brauchen.

Vor allem die Gramschatzer Kinder werden sehr enttäuscht sein, wenn sie dieses Jahr nicht auf dem See herumtollen dürfen, dennoch hoffen sowohl der Anglerverein, als auch die Anlieger, dass die Bürger Verständnis für die Sperrung des Sees für Wintersportler aufbringen.

 

Vielen Dank an Nadja Hoffmann für die Bereitstellung ihres Berichtes.


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